In seiner Jahrhunderte zurückreichenden Geschichte kam der Glashütte Frankenreuth eine besondere Bedeutung zu. Durch Sie konnte auch eine Unternehmensgeschichte erwachsen, die bis in das Jahr 1487 zurückreicht. Urkundlich datiert auf den 10. März 1487. Glas wurde zu dieser Zeit bereits seit rund 150 Jahren im bayerisch-böhmischen Waldgebiet hergestellt. Aus der Gegend um Köln, wo schon die Römer Glas erzeugt hatten, zogen die deutschen Hütten im Mittelalter über die Mittelgebirge in das waldreiche Gebiet an der Grenze zu Böhmen.
Für die Glasherstellung befanden sich in unserer Gegend die wichtigsten Rohstoffe, nämlich Quarz, der im Urgestein enthalten war und Pottasche, ein Flußmittel, das aus riesigen Bäumen gewonnen wurde. 1000 Kubikmeter Fichtenholz ergaben 0,45 Kubikmeter Pottasche. Dies alles war im Gebiet um Frankenreuth vorhanden.
Die Glashütte war schon vor 1487 durch Hans Gläser errichtet worden. Der Name Frankenreuth reicht aber noch weiter vor das Jahr 1487 zurück. Es war vermutlich der Name einer schon frühzeitig wieder in Ödung verfallenden Siedlung, wie es um Waidhaus viele gab. Zu Beginn des 30jährigen Krieges im Jahre 1621 ist die Glashütte eingegangen. 100 Jahre später haben dann die Herren des Gutes eine neue Glashütte errichtet. Unter Franz Ferdinand Alois Schedel fällt 1758 der Name Schedlhütte. Die Glashütte, die vielen Menschen Arbeit und Brot gab, ist dann 1926 endgültig stillgelegt worden. Heute schmückt das Kreuz der Glashütte die 1997 neu renovierte Kapelle des Ortes. Unter diesem Kreuz beteten die Menschen vor ihrer sicher schweren und nicht ungefährlichen Arbeit.
Das Gut (Schloß) des Dorfes steht heute noch erhaben über dem Ort und hat sein Aussehen kaum geändert. Besitzer ist die Familie Randig. Das Gasthaus "Zur Glasfabrik", das im Besitz der Familie Mack ist, zeugt ebenfalls noch aus dieser Zeit. Heute stehen auf dem Gelände der ehemaligen Fabrik schmucke Häuser, darunter auch das Schützenhaus des Schützenvereins "Enzian" 1911 e. V." Frankenreuth.
Im Ort selbst wurde in den vergangenen Jahren viel gebaut und verschönert. Dadurch ist Frankenreuth (d'Hittn) heute ein gemütliches Dörflein, wo es sich zu wohnen lohnt.
Annemarie Zintl
Frankenreuth, Postkarte 1940er
Frankenreuth, Postkarte 1950er
Frankenreuth, eine Ortschaft am Fuße des Sulzberges, nahe der Bundesstraße 14 und unweit des Grenzüberganges Waidhaus zu Tschechien gelegen, zählt heute etwa 200 Einwohner und ca. 80 Hausnummern. Im Volksmund wird der Name Frankenreuth selten genannt. Man spricht einfach von der "Hütt'n". Diese Bezeichnung läßt eine Vermutung über die Entstehung des Ortes zu. In den Pfarrbüchern ist um 1650 der Vermerk "zur alten Hieten" zu lesen. Daraus läßt sich nachweisen, daß im Waidhauser Gebiet sehr früh schon Eisen gewonnen wurde und im Sulzberg sogar nach Edelmetallen (Gold und Silber) geschürft wurde.
Heute noch werden Waldabteilungen am Nordhang des Sulzberges mit Goldbrunnen und Silberbrunnen bezeichnet. Es liegt also nahe, daß die Geburtsstunde von Frankenreuth tatsächlich die Errichtung einer Hütte war. So lesen wir auch in einem Erbbrief, ausgestellt vom Pfalzgrafen Herzog Otto am 10. Marz 1487 in einer Residenz zu Neumarkt, "daß wir unserm getrewen Hannßen Glaser unser Glashütten, gelegen bey Waidhausen und dorzue die Öde von Frankenrieth, samt zwey Höfen gelegen an der Kager zue einem rechten Erbe verlassen und vererbt haben. Wir haben ihm auch erlaubt, das Dürrholz in unserm Holz, genannt Vorbach, das zum Pechsieden nicht tauglich, auch andere unsere Hölzer, soweit er dies erreichen mag, zu seiner und der Hütte Notdurft zu gebrauchen". "Dafür soIl er jahrlich als rechte Herrngült und Zins auf unseren Kasten gegen Treswitz am St. Michaelistag 5 Gulden rheinischer Landeswahrung und dazu gegen Hof zu obengenannter Zeit 600 Scheibenglaser zinsen." Die Glashütte ist demnach kurz vor 1487 durch Hanns Glaser errichtet worden.
Im Salbuch Burgtreswitz 2 (Salbuch = Zinsbuch) aus der Zeit um 1500 wird der Besitzer Meyster Hanns Gloser genannt. Im Waidhauser Steuerregister erscheint von 1522 bis 1523 ein Cuntz Hilbrand als "Gloser", der einen Gulden zu steuern hat, dazu aber noch sechs Gulden von der Glashütte.
Als 1621, im Dreißigjährigen Krieg, die Kampfhandlungen hier begannen, ist die Hütte eingegangen. Erst 100 Jahre später haben die Herren vom Gut in Frankenreuth eine neue Glashütte errichtet, die erstmals 1750 unter dem Namen 'Schedelhütte' genannt wird. Die Matrikeln der Waidhauser Pfarrei nennen gegen Ende dieses Krieges einen Johann Zacharias und einen Sebastian Schedel von Greiffenstein. Sicher handelt es sich hier um Brüder und zwar um Söhne des Johann Zacharias Schedel, der Bürger zu Tachau war und unter dem 22. Oktober 1635 mit dem Prädikat "von Greiffenstein" in den Reichsadelstand erhoben wurde. In Frankenreuth wird dieses Geschlecht aber schon am 6. November 1639 genannt.
Seit 1685 wird nun in Frankenreuth ein Johann Georg Gottfried Schedel, der 1644 geborene Sohn des Sebastian Schedel, genannt. Er heiratete Helena Margaretha Portner von Theuern und starb im Jahre 1704. Es folgte sein 1689 geborener Sohn Johann Friedrich Ludwig Schedel, der 1714 die Anna Maria Josefa Tucher von Schoberau heiratete. Auf deren elterlichem Gut in Labant wurden auch von 1714 bis 1722 seine Kinder geboren. Es folgte dann wiederum der 1722 geborene Sohn Franz Ferdinand Alois Schedel. 1750 fällt, wie schon erwähnt, unter Franz Ferdinand Alois Schedel erstmals der Name Schedelhütte.
Die solange stillgelegene Hütte war somit wieder zu neuem Leben erweckt worden. Er erscheint nach seinem Schwiegervater seit 1757 als kurfürstlicher Amtsrichter und Zolleinnehmer von Waidhaus. Beide Ämter, dazu später die königliche Waldinspektion, versah noch durch Jahre sein 1768 geborener Sohn Zacharias, der 1796 die Franziska von Schmaus aus der bekannten Glasmeisterfamilie geehelicht hatte. Er starb am 31. Dezember 1844 in Frankenreuth als Guts- und Hüttenbesitzer.
In der Pfarrchronik ist seit 1829 von der Spiegelglasfabrik die Rede. 1804 werden Pottaschensieder auf der Flußhütte in Frankenreuth genannt. Im selben Jahre werden ein Werksgraben und das hintere Pochwerk Nr. 3 in Grafenau am Rehlingsbache neu erbaut. Eine weitere Pocheranlage (unterschlächtig) war im Orte selbst gegenüber der Kapelle errichtet.
Zacharias Schedel amtierte zunächst in seinem Mauthause Nr. 2 in Waidhaus, das er 1809 an den Staat verkaufte. 1877 wurde es von der Gemeinde erworben und bis vor kurzem als Rathaus benutzt. Das Gut Frankenreuth, die Glashütte ausgenommen, hat Zacharias mit Familienvertrag Vom 15. August 1828 an seinen 1796 geborenen Sohn Johann Baptist Schedel abgetreten.
Nach dem 1843 abgeschlossenen Urkataster von Waidhaus gehörten damals zum Gute 548,53 Tagwerk und an Gebäulichkeiten das Hofmarkschloß mit Meierhaus Nr. 1, dann die Taglöhnerhäuser Nr. 3, 4, 9 bis 11, die Glasmacherwohnung Nr. 6, das Verwalterhaus Nr. 13, die Glashütte Nr. 14 1/2 und die Flußhütte Nr. 14, dazu in der Grafenau das hintere Pocherwerk." Das ehemalige Gärtnerhaus Nr. 2 in Frankenreuth war 1826 in Privathände verkauft worden. Ebenso das Gasthaus Nr. 5, das Stegergütl Nr. 8, die Hüttenmühle Nr. 12 und der Schrödelbauernviertelhof Nr. 7 Privatbesitz.
Johann Baptist Schedel Von Greiffenstein übte bis 1848 weiterhin die Hofmarkgerichtsbarkeit über die Gutsbewohner aus. Er heiratete 1822 die Elisabeth Johanna Schramm, deren Vater seit 1797 das kleine Gut Drslevice bei Klattau in Böhmen besaß. 1832 baute er in Frankenreuth ein Breuhaus, das heutige Gasthaus Nr. 15. Beim Grundausschachten für dieses Gebäude stießen die Arbeiter auf ein männliches Skelett. Nach Aussage des Zacharias Schedel, der es von seinem Vater gehört hatte, wurde hier von zwei Kroaten ein französischer Offizier erschossen und an dieser Stelle beerdigt. Zacharias Schedel starb am 22. Juni 1857 in Frankenreuth. Sein jüngerer Bruder Karl heiratet 1836 eine Apothekerswitwe in Regensburg. Das ist der letzte Matrikelakt in der Waidhauser Pfarrei von diesem Geschlecht. Am 18. November 1858 kauft Schedel Von Greiffenstein das Gut.
Die Glashütte wird am 14. Januar 1863 Von Moritz Kupfer erworben. Dieser kam von Sorghof bei Tachau, wo er ebenfalls eine Glashütte betrieb. Am 13. Mai 1864 erwerben Alois und Moritz Kupfer auch das Gut Frankenreuth. Am 28. April1899 wird Alois Kupfer, Glasfabrikant in Wien, Alleineigentümer desselben. Durch Kaufvertrag vom 9. Januar 1905 wird die Firma Eduart Kupfer & Söhne oHG in Weiden Besitzer, endlich gemaß Vertrag vom 16. März 1905 die Bayerischen Spiegel- und Spiegelglasfabriken AG in Fürth, deren Hauptaktionäre jedenfalls die Kupfer geblieben sind.
Nach dem Ersten Weltkrieg kauft das "Schloß", das heute noch in seiner alten Gestalt erhalten ist, zunächst Melchior Reichenberger in Waidhaus Nr. 61. Dieser verkauft an Karl Randig aus Zirk bei Roßhaupt.
Die Glashütte ist 1926 stillgelegt und später abgebrochen worden. Auf diesem Grund stehen heute bereits einige Wohnhäuser und zuletzt ist jetzt auch das Schützenhaus darauf erbaut. Daß dieses Heim des Schützenvereins "Enzian" 1911 e. V. Frankenreuth auch Wirklichkeit wurde, dessen Einweihung 1986 mit dem 75jährigen Jubiläum stattfindet, ist einzig und allein auf die Initiative vieler Schützen und dem Einsatz fast aller Vereinsmitglieder zu verdanken. [...]
Georg Nickl
Schedlhütte 1925
Dorfkapelle um 1925
Belegschaft der Spiegelglashütte um 1920
Spiegelglasmachergehilfen um 1920
Schedlhütte Glasarbeiter um 1905